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Liebe Eltern,

das Wohlbefinden Ihres Kindes in unserem Hause liegt uns besonders am Herzen. Zum Wohlbefinden zählt natürlich in besonderem Maße die Sicherheit der Kinder im Innen- und Außenbereich.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir den Kindern alle „Stolpersteine“ – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne – aus dem Weg räumen. Selbstverständlich achten wir darauf, dass die Unfallgefahr durch bestimmte Sicherheitsvorkehrungen minimiert wird.

Ein paar Beispiele:

  • Alle Türen im U3-Bereich sind mit einem Klemmschutz versehen.
  • Alle Steckdosen im gesamten Haus sind mit einer Kindersicherung versehen.
  • Es finden regelmäßig Brandschutzübungen statt, damit die Kinder – und wir – das richtige Verhalten im Brandfall trainieren können.
  • Alle Mitarbeiter/innen absolvieren regelmäßig spezielle Erste-Hilfe-Kurse für Kinder.
  • Das Spielhaus in der Eingangshalle ist im oberen Bereich gegen Abstürze gesichert.
  • Die Nestschaukel wird nur unter Aufsicht geöffnet.
  • Die Spielgeräte und das Außengelände werden täglich von uns und regelmäßig vom TÜV auf Schäden überprüft und gegebenenfalls repariert.

Besonders draußen im Wäldchen (eingezäunter Bereich neben dem Sandkasten) aber auch auf dem Rest des Außengeländes bieten wir den Kindern naturnahe Bereiche, wo es Büsche, Wurzeln, Stöcke, Steine, Hügel, Unebenheiten, Verstecke, Brennnesseln und Pfützen gibt.

Was es hier alles zu entdecken gibt!

Wir lassen die Kinder auf Bäume klettern („Guck mal, wie hoch ich bin!“), über Wurzeln und in Pfützen hüpfen, im Matsch matschen, sich in Büschen verstecken („Niemand kann mich finden!“) und Brennnesselsalat machen („Wie das piekst!“).

Nur wer bestimmte Erfahrungen selbst gesammelt hat – und diese dürfen auch mal schmerzhaft sein – kann die Folgen des eigenen Handelns überblicken. Ständige Ermahnungen zur Vorsicht hingegen hemmen die Entwicklung und die Entdeckungsfreude.

Auch unsere Spielgeräte laden zu Körpererfahrungen ein, die den Kindern helfen, sich, ihre Kraft und ihre Fähigkeiten einzuschätzen. Deshalb darf bei uns jedes Kind, das es aus eigener Kraft auf die Pferde oder die Klettergerüste schafft, dort auch spielen. Kinder, die dies nicht schaffen, haben noch nicht ausreichend Erfahrungen und Körperbewusstsein sammeln können, und müssen dies noch üben. Irgendwann schafft es jedes Kind hinauf. So haben die Kinder viele Möglichkeiten, sich im Umgang mit der Natur und den verschiedenen Bereichen und Materialien zu üben. Das ist wichtig für die Selbsteinschätzung und Achtsamkeit der Kinder.

Wenn solche Erfahrungen gemacht werden dürfen, haben Kinder die Chance, ein gesundes Selbstvertrauen und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.

Aber nicht nur unser Außengelände, sondern auch unsere Innenräume – besonders Turn- und Eingangshalle – laden zum Sammeln von Körpererfahrungen ein. Deshalb stehen in der Turnhalle weniger vorgefertigte Angebote im Vordergrund, sondern ganz besonders die so genannten Bewegungsbaustellen. Das heißt, dass wir den Kindern eine Landschaft bieten, in der unterschiedliche Bewegungsabläufe geübt werden können. Die Kinder entscheiden dann selbst, ob sie lieber auf dem Trampolin springen oder sich von der Kletterwand auf die dicke Matte fallen lassen wollen („Wie das kribbelt im Bauch!“), ob sie sich in der Röhre verkriechen oder die Bälle zuwerfen.

So ist für jeden etwas dabei und alle Kinder haben die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln und alte zu festigen. Denn nur, wer mit Freude lernt, lernt fürs Leben! Liebe Eltern, mit dem heutigen Newsletter möchten wir Ihnen einen Einblick in unsere Arbeit bezüglich der Sicherheit im Kindergarten geben und Ihnen zeigen, wie wertvoll der Umgang mit Gefahren und das selbstständige Erlernen von Grenzen für die Entwicklung und die Selbsteinschätzung der Kinder ist. Wir wünschen uns weiterhin viele aufgeweckte und entdeckungsfreudige Kinder in unserer Einrichtung!

Ihr Kita-Team St. Johannes

Liebe Eltern, lassen Sie uns heute mal gemeinsam überlegen: Was bedeutet eigentlich Kreativität? Bedeutet es,
dass Kinder Tiere, Blumen, Häuser so malen, wie wir Erwachsenen uns das vorstellen? Bedeutet es,
dass sie umsetzen, was wir ihnen sagen? Bedeutet es, dass sie möglichst genau die bereit gestellte
Vorlage wiedergeben? Oder bedeutet Kreativität, dass Kinder Dinge so darstellen, wie sie die Welt
sehen? Dass sie Ideen einbringen, sich überlegen, welche Materialien sie nutzen möchten, auch
wenn es für unsere Augen erstmal ungewohnt scheint? Ist es nicht gerade spannend, wenn nicht
alles gleich aussieht?
Stellen Sie sich vor, das (fiktive) Kind Momo, 3 Jahre alt, malt ein Pferd. Es sind viele Striche und
Kreise in den verrücktesten Farben auf dem Blatt zu sehen. Für Momo ist es genau das Pferd, das im
Kopf existiert. Momo hat es nur noch zu Papier gebracht! Stolz zeigt Momo das Bild einem
Erwachsenen. Und der Erwachsene sagt auf den freudigen Ausruf: „Guck mal, ich habe ein Pferd
gemalt!“: „Ein Pferd? Hm. Aber Pferde sind doch nicht bunt… und der Kopf ist ganz schön dünn. Soll
ich dir mal helfen ein RICHTIGES Pferd zu malen?“ Ganz bestimmt ist das nur gut gemeint, weil der
Erwachsene denkt, dass das Kind gerne das perfekte Pferdebild haben möchte. Das Kind lernt in
diesem Fall aber nicht, wie man ein „richtiges“ Pferd malt, sondern dass die eigene Vorstellung und
die eigenen Fähigkeiten nicht ausreichen. Wie schade! Die Welt ist bunt und schön lassen wir den
Kindern ihre Fantasie.
Kinder haben einen eigenen Blick auf die Welt und leider versuchen wir Erwachsenen viel zu oft,
ihnen zu erklären, wie die Welt „wirklich“ aussieht. Lassen wir doch ihrer Fantasie freien Lauf und
schauen mal, wohin sie kommen! Das trainiert übrigens nicht nur die Kreativität im Sinne von
künstlerischen Fähigkeiten, sondern fördert auch das Finden von Lösungen in vielen anderen
Bereichen des Lebens. Wer als Kind kreativ sein kann und sich ausprobieren darf, hat als Erwachsener
ein großes Repertoire an Vorgehensweisen, auf das er oder sie zurückgreifen kann. Wer gelernt hat,
aus Vorhandenem etwas zu schaffen, der kann später die Ressourcen nutzen, die er oder sie
vorfindet. Wer gelernt hat, dass die eigenen Fähigkeiten ausreichen, hat als Erwachsener einen tief
verwurzelten Glauben an sich selbst. Wer in der Kindheit schon lernt, eigene Ideen zu entwickeln und
umzusetzen, sich einen Handlungsplan zu machen, der ist auch als Erwachsener in der Lage, seine
Pläne Wirklichkeit werden zu lassen.
Liebe Eltern, sind das nicht Fähigkeiten, die wir alle unseren Kindern wünschen? Lassen wir die
Kinder doch ihre Kreativität ausleben, ob mit Bauklötzen, Stiften, Knete oder was auch immer. Das
macht sie stark für die Zukunft. Wir wünschen uns viele kreative und fantasievolle Kinder in unserem
Kindergarten!  

 

Ihr KitaTeam St. Johannes

Liebe Eltern, Sie kennen es doch auch! Nach einem langen KitaTag holen Sie Ihr Kind ab und sind neugierig, was
es den ganzen Tag lang gemacht hat. Doch auf Ihre Frage kommt die gleiche Antwort wie jeden Tag:
„Gespielt.“ Na super, denken Sie vielleicht das eine oder andere Mal. Sonst nichts?
In unserem heutigen Newsletter möchten wir Ihnen zwei Dinge zu bedenken geben. Nach dem
langen KitaTag ist Ihr Kind müde, geschafft, es hat viel erlebt, was so ein junger Mensch erst einmal
verarbeiten muss. Eine detailliertere Auskunft ist also vielleicht gerade einfach nicht möglich. Und ist
es nicht so, dass Sie Ihrem Kind eine ähnliche Antwort geben würden, wenn es Sie fragen würde, was
Sie den ganzen Tag so gemacht haben? „Geputzt.“, „Gearbeitet.“, „Eingekauft“. Es ist für Sie
alltäglich und daher nicht besonders erwähnenswert. Genau so geht es auch Ihrem Kind.
Dass Erwin (4) auf dem Bauteppich mit zwei anderen Kindern zusammen einen Turm gebaut hat, der
drei Mal umgekippt ist, bis sie ihn endlich zum Stehen gebracht haben, dass er sich um Bausteine
streiten musste, beim Frühstück die Milch umgekippt ist, er sich alleine in die Regenhose gekämpft
hat, mit der kleinen Schippe fast die ganze Pfütze leer geschippt hat das alles ist so alltäglich, dass
es kaum erwähnenswert ist für Kinder.
Der zweite, eigentlich noch viel wichtigere Punkt ist: Freispiel ist der beste Lehrer! Auch wenn man
vielleicht meinen könnte, dass gezielte Angebote ganz viel Wissen vermitteln und maßgeblich zur
Bildung beitragen an keiner Stelle lernen Kinder so viel wie im Freispiel, besonders wenn gerade
kein Erwachsener in der unmittelbaren Nähe ist. Aber was kann man denn beim Spielen schon
lernen? Sehen wir uns das Beispiel oben noch mal an. Erwin hat mit zwei anderen Kindern einen
Turm gebaut, er musste sich also absprechen, eine gemeinsame Idee entwickeln. Er war also
motorisch und kognitiv gefordert, musste kreativ werden, kooperativ sein, sich konzentrieren. Und
nicht zuletzt wird natürlich die Sprache hierdurch essentiell gefördert.
Drei Mal ist der Turm umgekippt wie frustrierend! Damit muss man erstmal umgehen können! Fast
am Ziel und alles muss noch einmal neu gemacht werden. Wie ärgerlich. Erwin trainiert unbewusst
seine Frustrationstoleranz und sein Durchhaltevermögen. Und dann die Belohnung: Der Turm steht!
Die Mühe hat war es wert! Es lohnt sich, sich anzustrengen, Dinge vielleicht noch einmal neu zu
überlegen und zu verbessern. Nach Lösungen zu suchen. Am Ende kommt man ans Ziel.
Zwischendurch wurden die Bausteine knapp, weil die Mädels nebenan einen Pferdestall gebaut
haben. Manchmal sind sich die Kinder in die Quere gekommen und mussten sich um die Bausteine
streiten. Das ist gut! Denn Streiten will gelernt sein. Hierbei muss man sprechen und zuhören, die
Meinung des anderen anhören und gelten lassen, die eigene Position vertreten, um sein eigenes
Recht kämpfen ohne ungerecht zu sein. Und am Ende einen Kompromiss schließen. Das ist gar nicht
so einfach. Aber es hat funktioniert, denn der Turm ist fertig geworden. Auch wenn man vielleicht ein
paar Steine abgeben musste.
Das alles macht hungrig, ab zum Frühstückstisch. Doch dann ist die Milch umgekippt. Was für eine
Sauerei! Der ganze Tisch war überschwemmt und dann ist es auch noch auf den Boden getropft.
Spannend, wie sich ganz von selbst ein kleines Rinnsal bildet und Tropfen für Tropfen zu Boden fällt.

Wieso genau fällt die Milch eigentlich nicht nach oben? Die Erzieherin hat einen Lappen geholt. Erwin
hat in aller Seelenruhe alles wieder in Ordnung gebracht. Das hat zwar aus der Sicht eines
Erwachsenen ewig gedauert, aber das Kind hat es selbst gemacht. Ihm ist etwas passiert und er hat
sich drum gekümmert. Wieder was gelernt.
Vor dem Rausgehen musste die blöde Matschhose angezogen werden. Das ist so kompliziert! Da sind
so viele Löcher und Bänder und überhaupt... Auch hier hat es ziemlich lang gedauert, aber
irgendwann war Erwin am Ziel. Das Durchhaltevermögen hat sich schon wieder ausgezahlt! Die
Matschhose ist zwar falsch herum die Verschlüsse sind jetzt hinten , aber gegen Nässe schützt sie
trotzdem wunderbar.
Und jetzt, endlich, spielen im Regen! Gibt es eigentlich was Schöneres? In Pfützen springen,
Matschpfannkuchen backen, mit Schlamm Baumstämme verzieren. Haben wir das nicht alle mal
gerne gemacht? Wie sich das anfühlt. Spannend! Alles ist so schmierig und irgendwie krümelig. Mit
der kleinen Schippe hat Erwin dann fast die ganze Pfütze geleert. Das war richtig viel Arbeit. Aber die
große Schippe hatten die anderen Kinder und wollten sie nicht abgeben. Dann muss man halt
nehmen, was da ist. Kompromissbereit sein. Und dran bleiben. Das hat sich ja heute schon ein paar
Mal gelohnt.
Liebe Eltern, sehen Sie nun, dass Ihr Kind den ganzen Tag dabei ist, sich selbst zu bilden? Dass Spielen
nicht einfach nur Spielen ist? Spielen ist für Kinder harte Arbeit und richtig anstrengend. Deshalb
sehen Sie es Ihrem Kind nach, wenn es mittags müde ist und geschafft vom Tag und sich vielleicht
alles aus der Nase ziehen lässt. Und vertrauen Sie darauf, dass es an jedem einzelnen Tag ganz viel
Neues lernt.
Ihr KitaTeam St. Johannes

Liebe Eltern,
„Ich kann das nicht!“ Kennen Sie diesen Satz nicht zu Genüge? Wäre es nicht toll, wenn Ihr Kind ihn
nicht so oft sagen würde (oder müsste)? Oft meinen wir es mit den Kindern nur gut, wenn wir ihnen
vermeintlich schwierige Dinge abnehmen. Aber helfen wir den Kindern damit wirklich? Was lernen
sie daraus? Lernen sie, die Dinge selbst zu tun, indem wir sie ihnen abnehmen? Die Antwort liegt auf
der Hand und ist Ihnen längst klar. Nein, das tun sie nicht.
Natürlich ist es oft so, dass die Zeit drängt und natürlich geht es viel schneller, wenn wir es einfach
selbst machen. Wenn wir einfach selbst den Tisch decken. Den Kindern die Schuhe anziehen. Die
Jacke zu machen. Aber wie toll wäre es, wenn sie es endlich selbst könnten!
Und wenn wir mal ganz ehrlich sind ertappen wir uns nicht auch dabei, dass wir den Kindern Dinge
abnehmen, weil wir es ihnen nicht zutrauen? Weil wir denken, dass sie es nicht ordentlich genug
machen? Oder dass was schief gehen kann? Die Kinder aber haben so keine Chance, eigene
Handlungsstrategien zu entwickeln, ihre Bewegungsabläufe zu optimieren oder zu lernen, dass man
sich manchmal auch schneller selbst um Dinge kümmern kann, bevor man einen Erwachsenen fragt.
Wenn Kinder um Hilfe fragen, verstehen wir oft daraus, dass sie möchten, dass wir für sie
einspringen. Dabei geht es nur um Hilfe Hilfe, es selbst zu tun. Was wir Erwachsenen dafür
brauchen, ist eine extra große Portion Geduld, oft auch Zeit und die Kompromissbereitschaft, dass
nicht alles so sein muss, wie wir es uns vorgestellt haben.
Stellen wir uns doch ein paar fiktive Situationen vor. Trude (2) möchte sich das Wasser selbst
eingießen. Was schießt uns da durch den Kopf? „Das Glas wird viel zu voll!“, „Am Ende kippt sie alles
daneben!“, „Bestimmt fällt ihr die Flasche aus der Hand!“ Aber wenn wir mal ehrlich sind selbst
wenn das alles gleichzeitig eintritt, ist das wirklich so schlimm? Ja, es wird alles nass sein und ja, die
Flasche wird kaputt sein. Aber sind das nicht Dinge, die wir gerne in Kauf nehmen, wenn Trude dafür
lernt, sich selbst etwas einzugießen?

Milla (3) möchte heute helfen und den Tisch decken. „Nicht, dass die Teller hinfallen“, „Sie könnte
sich am Messer schneiden“, „Sie kann doch noch gar nicht zählen, wie viele Teller wir brauchen!“
Stimmt, das könnte alles passieren. Wenn die Teller hinfallen, wäre das schade, aber die kann man
neu kaufen. Sollte sich Milla wirklich am Messer schneiden, dann wird das wehtun. Dann hat Milla
eine wichtige Erfahrung gemacht: Messer sind scharf! Und wenn sie die Teller nicht richtig zählt?
Dann steht eben viel zu viel Geschirr auf dem Tisch. Oder wir zählen einfach zusammen!

Theo (3) möchte sich vor dem Ausflug unbedingt selbst anziehen. „Das dauert doch ewig!“, „Er
verdreht den Pulli bestimmt wieder!“ Ja, dann startet der Ausflug ein wenig später und an dem
verdrehten Pulli kann jeder erkennen: Theo hat das selbst gemacht!
Wenn wir uns mal ganz ernsthaft fragen, was passieren könnte, wenn Kinder Dinge selbst tun, und
überlegen, wie schwerwiegend die Folgen davon wären, werden wir feststellen, dass in den meisten
Fällen gar nicht so viel passieren würde. Die Kinder machen eine neue Erfahrung. Flaschen können

zerspringen. Messer sind scharf. Und jeder freut sich, wenn er auf den ersten Blick sieht, dass das
Kind sich ganz allein angezogen hat.
Liebe Eltern, wo für Sie eine Grenze ist, was sie Ihrem Kind wirklich noch nicht zutrauen, weil es
gefährlich ist, das wissen Sie intuitiv sehr genau. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl und geben Sie
Ihrem Kind die Chance und den Raum, Dinge selbst zu tun. Es wird sich auszahlen!
Ihr KitaTeam St. Johannes

Liebe Eltern, kennen Sie das auch? Nach Ihrem anstrengenden Arbeitstag, an dem ohnehin Einiges schief
gegangen ist, kommen Sie in die Kita und freuen sich auf einen entspannten Feierabend mit dem
Nachwuchs. Aber kaum werden Sie erblickt, geht das Gemecker los. „Warum kommst du denn schon
so früh?“ „Ich wollte gerade nach draußen!“ „Immer muss ich aufhören zu spielen!“ Und wenn es
richtig gut läuft, dann bekommt Ihr Kind beim Anziehen und Sachenpacken auch noch einen
Wutanfall. „Ich will die blöde Jacke nicht anziehen!“ „Ich habe keine Lust, mit dem Fahrrad zu
fahren!“ „Ich will aber jetzt ein Eis!“ Und die Tränen kullern die Wangen herunter. Andere Eltern
laufen vorbei und schauen mitleidig herüber, die Erzieherin guckt um die Ecke, um zu sehen, ob sie
helfen kann. Wie peinlich! Warum muss das jeden Tag so sein?
Liebe Eltern, wenn Sie diese Ausbrüche kennen, seien Sie sicher: Sie sind nicht die ersten, bei denen
die Abholsituationen so aussehen. Und Sie werden auch nicht die letzten sein. Im heutigen
Newsletter wollen wir Ihnen einmal ein paar Gründe aufzeigen, warum manche Kinder so reagieren,
was dahinter steckt und dass Sie sich im Grunde sogar darüber freuen können.
Wenn Sie Ihr Kind abholen, bedenken Sie eins: ein Kindergartentag ist total anstrengend! Denn
Spielen bedeutet Bildung den ganzen Tag. Dabei geht es nicht um Sachwissen, dass sich gemerkt
werden muss. Nein, es geht um viel mehr! Es geht um Regeln, die erlernt und eingehalten werden
müssen. Es geht um Kontakte, die geknüpft und gepflegt werden wollen. Es geht um Konflikte, die
gelöst werden wollen. Es geht um Selbstbehauptung. Um Nachgeben können. Darum, Ideen und
Handlungsstrategien zu entwickeln. Auch mal zurückstecken zu können. Kompromisse zu schließen.
Kurz: Den ganzen Kindergartentag lang geht es um Kooperation. Und wenn die Bereitschaft zur
Kooperation fast erschöpft ist, kommen Sie zur Tür rein und möchten Ihr Kind abholen. Da kann es
auch schon mal vorbei sein mit der Kooperationsbereitschaft und die Unmut Ihres Nachwuchses
entlädt sich in einem Wutausbruch. Das Gehirn übernimmt die Regie und waltet seines Amtes: Es ist
für den Stressabbau zuständig und erledigt dies auf eine Weise, die schon im Babyalter funktioniert
hat: Weinen. Kennen Sie das nicht auch? Wenn man sich erstmal richtig ausgeheult hat, geht es
einem doch auch wieder deutlich besser! Und das weiß auch Ihr Kind schon unterbewusst.

„Aber warum jedes Mal bei mir?“, werden Sie sich fragen. „Warum nicht bei den Erzieherinnen? Die
erzählen immer, dass das im Kindergarten nie so ist. Sind wir so schlechte Eltern?“ Ganz und gar
nicht! Sehen Sie es mal so: Ihr Kind lädt seine schlechte Laune bei Ihnen nicht mit purer Absicht ab. Es
will Sie nicht ärgern und es liebt Sie von ganzem Herzen. Und genau das ist der Punkt! Ihr Kind hat ein
solches Vertrauen in Ihre Beziehung und Ihre Liebe, dass es sich traut, sich ganz und gar zu öffnen.
Ihnen all seine Gefühle zu zeigen. Weil es weiß, dass Sie es annehmen, wie es ist. Egal was ist.
Natürlich fühlt es sich auch bei den Erzieherinnen wohl, doch die Öffnung der Seele bleibt in der
Regel allein den Eltern vorbehalten.
Liebe Eltern, sehen Sie wenn man es mal von einer anderen Seite betrachtet, ist jeder einzelne
Wutausbruch Ihres Kindes eine ganz große Liebeserklärung. Auch wenn es anstrengend ist und Ihnen
ein selbstgepflückter Blumenstrauß sicherlich lieber ist. Versuchen Sie beim nächsten Wutausbruch
Ihres Kindes einmal diese Seite zu sehen. Vielleicht hilft es Ihnen das eine oder andere Mal dabei,
Ihren Nachwuchs besser zu verstehen.

 

Ihr KitaTeam St. Johannes

Liebe Eltern, kennen Sie diesen Satz vielleicht von sich selbst? Morgens geben Sie sich alle Mühe, um ihr Kind
gepflegt aussehend und hübsch frisiert in den Kindergarten zu bringen und beim Abholen die
Überraschung: Die Haare sind zerzaust, der Pullover ist mit Farbe beschmiert, die Hose hat
Grasflecken und die Schuhe sind voller Sand. Na toll! Was sollen denn die anderen Eltern denken?
Und wieso achten die Erzieherinnen nicht darauf, dass das Kind sich nicht so „einsaut“?
Es gibt einen Spruch, liebe Eltern, den wir Ihnen an dieser Stelle gerne nahe legen möchten: „Wenn
Sie Ihr Kind heute sauber aus der Kita abholen, hat es nicht gespielt und nichts gelernt.“
Wenn Kinder spielen, sind sie vertieft, leben in ihrer eigenen Welt und vergessen alles um sich
herum. So passiert es nicht selten, dass sie auch die ermahnenden Worte vom Morgen („Pass auf
deinen neuen Pullover auf!“) völlig vergessen. Kinder machen sich nicht mit Absicht dreckig. Kinder
entdecken die Welt. Und das mit dem ganzen Körper. Sie matschen mit der Farbe, um die Konsistenz
zu erfühlen und zu entdecken, was passiert, wenn es sie zwischen den Fingern verreibt. Sie backen
einen Sandkuchen mangels Küchenmaschine halt mit den Händen. Sie krabbeln und kriechen durch
die Büsche („Wie im Duschungel!“), springen in Pfützen („Verrückt, dass Wasser erst nach oben und
dann nach unten spritzt!“), klettern auf Bäume („Wow, ist das hoch! Das hab ich ganz alleine
geschafft!“), robben durch den Sand („Ich bin eine Schlange!“) und erproben so verschiedene Höhen,
Hürden und Bodenbeschaffenheiten, machen physikalische Erfahrungen und MiniExperimente und
lernen in allen Bildungsbereichen ganz ohne Anleitung und Angebot. Spielen ist Arbeit, Ihr Kind ist
also ein Arbeiter, ein Handwerker! Haben Sie schon mal einen Handwerker gesehen, dessen Kleidung
nach Feierabend noch ganz sauber ist?
Wenn Ihr Kind am Ende des Kindergartentages schmutzig ist, können Sie ganz sicher sein: Ihr Kind
war heute fleißig, es hat gelernt und viele Erfahrungen gesammelt. Ist es nicht das, was Sie sich als
Eltern für Ihr Kind wünschen?

„Ja, aber“, werden Sie jetzt sagen, „der gute neue Pullover! Den hat mein Kind erst gestern
bekommen und schon ist er total schmutzig! Und die Schuhe darf ich auch schon wieder putzen.“
Stimmt! Deswegen ist es sinnvoll, dass Kinder im Kindergarten praktisch gekleidet sind. Mit
Kleidungsstücken, die schmutzig werden und im Zweifel auch mal kaputt gehen dürfen und die sich
im besten Fall vielleicht auch leicht reinigen lassen.
Liebe Eltern, was für ein tolles Gefühl wäre es doch für Ihr Kind, wenn es nach Lust und Laune spielen, lernen und experimentieren könnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, weil die Schuhe
wieder voll Sand sind. Dann steht neuen Abenteuern für die kleinen Weltentdecker nichts mehr im
Wege.

 

Ihr KitaTeam St. Johannes

Liebe Eltern, der heutige Newsletter fällt etwas länger aus als die bisherigen. Das hat einen guten Grund! Denn
heute möchten wir Ihnen mit einer Reihe von kurzen (etwas überzeichneten) Geschichten und
Szenarien einmal deutlich machen, warum es überaus wichtig ist, dass Kinder ihre freie Zeit so
selbstbestimmt wie möglich gestalten sollten.

Geschichte 1: Elsbeth, 5 Jahre

Elsbeth hatte heute ihren ‚kurzen‘ Kindergartentag, wie jeden Donnerstag, und wird schon um zwei
von Mama abgeholt. Im Kindergarten hat sie noch zu Mittag gegessen und sich anschließend etwas
ausgeruht, und so ist sie jetzt voller Energie für den Rest des Tages. Kaum zu Hause, will sie sich
gleich auf ihren Playmobilbauernhof stürzen, den sie über alles liebt und der ihr ganzes Kinderzimmer
in Beschlag nimmt. Aber Mama will jetzt erstmal einen Kaffee trinken und Elsbeth bekommt einen
Kakao. Dazu gibt es noch ein paar Kekse, denn Mama hatte kein Mittagessen. Elsbeth sitzt wippend
und zappelnd auf dem Stuhl und kann es kaum erwarten, endlich in ihr Zimmer zu dürfen. Mama
stellt Fragen über Fragen, wie der Tag war, was sie gemacht, ob es Ärger gab und so weiter. Endlich
darf Elsbeth aufstehen und mit den Bauernhoftieren spielen. „In einer halben Stunde gehen wir zur
Malschule, vergiss das nicht!“, ruft Mama ihr noch nach. Elsbeth seufzt. Sie malt gerne und eigentlich
mag sie die Malschule auch. Aber jetzt will sie mit dem Bauernhof spielen. Kurz darauf kommt Mama
schon ins Zimmer und sagt, dass sie los müssen. Aber Elsbeth möchte noch eben die Babykatze
suchen, denn die kann ja nicht ohne ihre Katzenmama auf dem Bauernhof herum laufen. Da gibt es
schließlich auch Hunde! Mama drängelt und Elsbeth muss die Suche nach dem Katzenbaby aufgeben.
Hoffentlich geht das gut. Die Malschule macht Spaß, heute haben die Kinder verschiedene Farbtöne
selbst gemischt. Wie spannend! Als Mama sie von dort wieder abholt, erzählt diese: „Elsbeth, ich
habe gerade Friedrich und seinen Papa getroffen. Wir haben uns verabredet, dass wir uns jetzt auf
dem Spielplatz treffen.“ Elsbeth ist entrüstet. Sie muss doch die Babykatze finden! „Ich will aber nicht
auf den Spielplatz, ich will nach Hause!“ Aber Mama findet, ein bisschen Bewegung schadet nicht und
mit Playmobil kann sie ja auch ein anderes Mal spielen. Auf dem Spielplatz hat Elsbeth gar keine
richtige Lust, mit Friedrich zu spielen, obwohl er eigentlich ihr Freund ist. Und als sie irgendwann
nach Hause kommen, ist es schon Zeit fürs Abendessen. Elsbeth weiß, was das bedeutet. Danach
geht es ins Bett. Keine Zeit mehr, die Katze zu suchen. Und morgen geht sie nach dem Kindergarten
direkt zum Elfentanz. Sie ist sauer.

Geschichte 2: Jetzt sind Sie dran!

Ihr Arbeitstag war lang und anstrengend, das zweistündige Meeting vor dem Feierabend hat Ihnen
sämtliche Energien geraubt. Sie kommen nach Hause und werden dort von jemandem erwartet, der
es absolut gut mit Ihnen meint. Dieser Mensch stellt Ihnen gleich ein Glas Kamillentee hin obwohl
Sie Kaffeetrinker sind , denn der beruhigt die angespannten Nerven. Aber schmecken tut er Ihnen
nicht. Während des Teetrinkens fragt der Mensch, der es gut mit Ihnen meint, Sie, wie Ihr Tag war
und möchte ein Gespräch mit Ihnen aufbauen. Das ist wichtig, um die Geschehnisse des Tages zu
verarbeiten. Anschließend würden Sie sich gern ein wenig ausruhen, aber der Mensch, der es gut mit
Ihnen meint, ist der Überzeugung, dass ein wenig Bewegung jetzt das richtige wäre. Der schüttelt
trübe Gedanken und sich anschleichende Verspannung ab und außerdem ist ein Spaziergang im

strammen Tempo gut für den Kreislauf. Die Wanderschuhe stehen schon bereit. Der Spaziergang ist
anstrengend, aber tut auch irgendwie gut. Jetzt aber erstmal etwas ausspannen, vielleicht mal die
Freundin anrufen, bei der Sie sich schon so lang nicht mehr gemeldet haben! Und abends vielleicht
Pizza bestellen… Aber der Mensch, der es gut mit Ihnen meint, hat einen anderen Plan. Gesunde
Ernährung ist wichtig. Und die muss frisch gekocht werden so schmeckt es sowieso am besten. Und
das Essen macht sich nicht von selbst! Der Mensch, der es gut mit Ihnen meint, hat schon alles parat
gelegt. Frische und vollwertige Zutaten, alles gesund und kalorienarm. So, wie es Ihnen gut tut! Also
kochen Sie Ihr Abendessen (Das ist aber auch wirklich lecker geworden!) und möchten sich dazu noch
ein Glas Wein gönnen. Aber der Mensch, der es gut mit Ihnen meint, stellt Ihnen eine Flasche
Mineralwasser und ein Glas kalten Tee hin, denn viel Trinken ist wichtig. Zum Tagesausklang wollen
Sie sich nur noch vors Fernsehen setzen, denn der Tag war wirklich anstrengend. Aber der Mensch,
der es gut mit Ihnen meint, hält nichts vom Fernsehen und möchte sich noch ein wenig mit Ihnen
unterhalten, bis sie schlafen gehen. Er hält es für wichtig, den Tag Revue passieren zu lassen, den
nächsten Tag schon einmal vor zu planen und über Ihre Wünsche und Träume zu sprechen. Und,
wovon träumen Sie? Von einem weiteren Tag wie diesen?
Liebe Eltern, entdecken Sie die Parallelen zwischen diesen beiden Geschichten? Alles, was der
Mensch, der es so gut meinte, vorgeschlagen und geplant hat, war durchaus gut! Bewegung und
gesunde Ernährung sind wichtig und auch das Sprechen über belastende oder schwierige
Situationen, das formulieren von Wünschen und Träumen. Der Mensch, der es gut meinte, hat das
alles gemacht und war sich ganz sicher, dass es nur das Beste für Sie ist. Was dieser Mensch vielleicht
nicht bedacht hat, ist, dass Sie manchmal selbst am besten wissen, was Ihnen gerade gut tut oder
was Ihnen gerade wichtig ist. Dass Sie Ihre Freundin unbedingt mal wieder anrufen möchten. Oder
auch, dass die Babykatze aus Playmobil gesucht werden muss.
Schauen wir uns noch eine letzte kurze (perfektionierte) Geschichte an: Nelson, 6 Jahre Nelson wird vom Kindergarten abgeholt und Mama fragt ihn, was er gern zu Hause machen möchte.
Er überlegt und entscheidet: Ich möchte im Garten spielen! Mama wundert sich zwar, denn es regnet
wie aus Kübeln. Aber Nelson hat entschieden! Zusammen überlegen sie, welche Kleidung für dieses
Wetter angemessen wäre. Die Matschhose und die Gummistiefel sind bei diesem Wetter Pflicht und
auch auf die Regenjacke besteht Mama. Mist. Immerhin darf er darunter im TShirt sein. Kaum ist er
in seine Regensachen geschlüpft, spurtet er nach draußen. Nelson hat nämlich einen Plan. Er will so
viele Förmchen und Eimer wie möglich aufstellen, um ganz viel Regenwasser aufzufangen. So kann er
bestimmt einen ganzen Pool füllen! Im ganzen Garten verteilt er die Sandspielzeuge und trägt immer
wieder die leicht gefüllten Behältnisse zu einem größeren Eimer, um das Wasser dort zu sammeln.
Nelson stellt fest, dass es ganz schön lange dauert, bis so ein Förmchen voll ist (Aha, was für eine
Erkenntnis!) und beschließt kurzerhand, dass er doch nicht den ganzen Pool füllen will und jetzt
genug Wasser hat (Er hat aus veränderten Bedingungen Schlüsse gezogen und seinen Plan verändert.
Super!). Er sammelt die Förmchen wieder ein, um den restlichen Regen noch in den Eimer zu füllen.
Während er immer wieder durch den Garten läuft, stellt er fest, dass die Wiese schon ganz schön
matschig ist. Auch in den Beeten sammelt sich an manchen Stellen das Wasser. Er nimmt seine
Schippe und häuft etwas Erde zu der Wassersammlung im Eimer. Erst rührt er mit der Schippe darin,
aber das geht irgendwie nicht so gut. Also greift er mit beiden Händen in den Eimer und rührt die
Matschepampe um. (Wie schleimig das ist!) Als Mama ihn irgendwann zum Essen ruft, sind Nelsons
Regensachen und auch sein Gesicht voller Schlamm. Mama lacht. „Na, junger Mann, hat es Spaß
gemacht?“ Nelson grinst. „Ja!“

Liebe Eltern, ist es nicht wundervoll, sich so ins Tun vertiefen zu können? So konzentriert mit einer
Sache beschäftigt zu sein, die uns Spaß macht, dass wir Raum und Zeit vergessen? Wünschen wir uns
nicht selbst oft genug, mal einfach Zeit zu haben für Dinge, die unserer Seele gerade gut tun? Gönnen
wir das doch unseren Kindern! Verplanen wir sie nicht zu sehr und schauen öfter mal, was sie gerade
brauchen. Das tut unseren Kindern gut und Ihnen auch! Denn ein zufriedenes Kind macht uns doch
alle glücklich.
Ihr KitaTeam St. Johannes

Liebe Eltern, heute haben wir drei kurze Geschichten für Sie. Bevor Sie diese lesen, haben wir eine Bitte:
Beobachten Sie einmal genau, wie die Geschichten auf Sie wirken, was sie in Ihnen auslösen und wie
Ihr eigener Standpunkt dazu ist.

Geschichte 1: Costa will Prinzessin sein

Costa spielt am liebsten mit Autos und seinem PlaymobilBauernhof. Die Tiere findet er super und
auch die großen Landmaschinen. Er mag Radfahren und Geschichtenlesen. Bald ist Karneval und alle
Kinder haben schon Ideen, als was sie sich verkleiden wollen. Hektor möchte als Feuerwehrmann
kommen, Adriano hat ein Drachenkostüm und Justin wird ein Spiderman. Costa hat sich auch was
überlegt. Er möchte als Prinzessin kommen. In einem rosa Glitzerkleid, mit Krone, lackierten
Fingernägeln und etwas Schminke im Gesicht. Darauf freut er sich schon.

Geschichte 2: Graziella sieht wie ein Junge aus und Theo mag rosa!

Graziella sieht oft anders aus als ihre Freundinnen. Liliane hat jeden Tag ein Kleid an, meistens in rosa
oder lila, und ihre Mama macht ihr jeden Tag eine schöne Frisur. Erika trägt meistens Röcke und dazu
ein TShirt mit Rüschen. Ihre Locken wirbeln im Wind. Graziella liebt das viel zu große TShirt, das sie
von ihrem Bruder „geerbt“ hat, und ihre Cargohose. Ihre Haare sind meistens etwas zottelig, denn
einen Zopf mag sie nicht. Graziella träumt davon, einmal Förster zu werden, wie ihr Opa.
Theos Lieblingshemd ist rosa und manchmal lässt er sich von Mama seine Fingernägel lackieren.
Gestern hatte er eine Haarspange von seiner Schwester im Haar. Theo findet das super. Er mag es,
sich zurecht zu machen. Dann fühlt er sich immer so wohl. Mit zotteligen Haaren und einem zu
großen TShirt würde er lieber nicht in den Kindergarten gehen. Am liebsten spielt er mit ein paar
anderen Kindern in der Puppenecke. Er mag es, sich um die „Babys“ zu kümmern und für sie zu
sorgen und sie in den Schlaf zu schaukeln.

Geschichte 3: Von Raufbolden und Heulsusen

In jeder Kindergartengruppe gibt es sie: Die Raufbolde und Heulsusen! Denken Sie gerade an laute,
kämpfende Jungs und empfindsame, emotionale Mädchen? In dieser Geschichte heißen die wilden,
ungestümen Kinder Miriam und Felicitas. Sie kämpfen gerne miteinander, wälzen sich draußen auf
dem Boden und es stört sie nicht, wenn sie sich dreckig machen. Das sensible, vorsichtige Kind heißt
Kevin. Er achtet stets darauf, niemandem weh zu tun und sich nicht dreckig zu machen. Er mag es
nicht, zu verlieren und wenn er sich weh tut, weint er schnell. Oft sagen die anderen Kinder
„Heulsuse“ zu ihm. Das mag er gar nicht. Meistens muss er dann noch mehr weinen.
Liebe Eltern, was haben Sie bei diesen drei Geschichten in Ihrem Inneren wahrgenommen? Was
haben Sie gedacht? Mit welchen Situationen haben Sie sich unwohl gefühlt? Haben Sie sich vielleicht
auch gefragt, wieso wir oft so geschlechterspezifisch denken? Woher die Geschlechtertrennung
kommt? Hierzu haben wir noch ein paar Informationen für Sie.
Bis zu einem Alter von ungefähr drei Jahren ist es gar nicht so unüblich, dass die Lieblingsfarbe von
Kindern (auch Jungen!) rosa ist. Vermutlich liegt es einfach daran, dass rosa eine beruhigende

Wirkung auf Menschen hat. Doch warum sind „Jungensachen“ dann so oft blau? Der Grund hierfür
liegt etwa 100 Jahre zurück. Früher in der Geschichte haben Könige, wie wir alle wissen, rot getragen,
daran angelehnt trugen Prinzen ein zartes Rosa. Als mit dem industriellen Aufschwung Anfang des
20. Jahrhunderts immer mehr Fabriken eröffnet wurden, wurde die blaue Arbeitskleidung, die die
Arbeiter dort trugen, immer weiter verbreitet. So kam es, dass neugeborenen Jungen immer öfter
auch (hell)blaue Kleidung angezogen wurde. Sie sehen, es ist also eine zufällig ausgewählte Farbe, die
wir oft als „Jungenfarbe“ bezeichnen, und sie hat rein gar nichts mit den Bedürfnissen von Kindern zu
tun.
Kinder nehmen Unterschiede zwischen den Geschlechtern übrigens erst ab einem Alter von etwa 3
Jahren wahr. Bis dahin sind Kinder vor allem eins für sie: Kinder! Die Unterschiede stellen sie dann
auch nicht wie wir, über biologische Unterschiede, fest, sondern allein über Äußerlichkeiten. Daher
kann es passieren, dass ein Kind wie Theo, der rosa mag und Haarspangen trägt, als Mädchen
wahrgenommen wird. Das ist von den anderen Kindern absolut nicht böse oder diskriminierend
gemeint, sondern lediglich ihrer Wahrnehmung geschuldet. Dass ein Junge am allerliebsten mit
Puppen spielt, mag den einen oder anderen Erwachsenen verwundern oder gar beunruhigen. Aber
was genau beunruhigt uns denn daran? Dass er bestimmt mal ein guter Vater werden wird?
Wer hat eigentlich bestimmt, dass Mädchen immer brav und sauber sind und Jungen nicht weinen
dürfen? Wer sagt, dass sich Jungen nicht mit Puppen auf das Familienleben vorbereiten dürfen und
Mädchen keine Cargohosen tragen sollten?
Liebe Eltern, uns allen ist doch besonders wichtig, dass unsere Kinder sich frei entfalten können, dass
sie machen können, woran sie Spaß haben, damit sie möglichst viel lernen können. Also bestärken
wir sie doch darin, zu zeigen, was sie wirklich mögen, und dazu zu stehen, auch wenn uns das
vielleicht etwas speziell vorkommt. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein und sorgt dafür, dass sich Kinder
auf ihre ganz eigene, bunte und lebensfrohe Weise entfalten können.
Ihr KindergartenTeam St. Johannes

Liebe Eltern!
„Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“, „Bis zu deiner Hochzeit ist alles wieder gut!“, „Halb so
schlimm!“ oder „Deswegen musst du doch nicht weinen!“ Kennen Sie diese tze auch? Und Hand
aufs Herz wie oft haben Sie sie schon selbst benutzt? Und denken Sie mal zurück an Ihre eigene
Kindheit haben wir diese Sätze nicht alle gehasst? Warum benutzen wir sie dann selbst?
Der Grund ist sicherlich, dass wir das weinende Kind beruhigen wollen und ihm klar machen wollen,
dass weitblickend betrachtet der Anlass, aus dem das Kind gerade weint, überhaupt kein Grund zur
Sorge oder zur Verzweiflung ist. Die wirklichen Probleme wird das Kind doch eh erst viel später im
Leben kennen lernen! Und wenn es wegen dieser Kleinigkeit schon weint, wie soll das dann enden?
Da haben Sie Recht und auch nicht. Denn in dem Alter Ihres Kindes ist die Situation, in der es
verzweifelt sein Lieblingskuscheltier sucht, eine seelische Ausnahmesituation. Der Schmerz, wenn es
auf die Knie gefallen ist, ist nun mal da, lässt sich nicht wegdiskutieren und bleibt aus Sicht Ihres
Kindes auf unabsehbare Zeit. Dass das Kuscheltier schon wieder auftaucht und die Knie nicht auf
ewig so sehr schmerzen wie im ersten Moment all diese Erfahrungen muss Ihr Kind noch sammeln.
Und sammeln dürfen! Kinder weinen nicht aus Absicht oder um die Eltern und Erzieher zu ärgern. Sie
weinen, weil sie Schmerzen haben seelisch oder körperlich.
Wichtig ist doch, dass Kinder es lernen, zu ihren Gefühlen zu stehen, sie wahrzunehmen und
benennen zu können. Und auch zu dürfen! Wäre es nicht toll, wenn Ihr Kind Ihnen jederzeit sagen
könnte, wie es sich gerade fühlt und warum es vielleicht gerade schlechte Laune hat? Oft setzen wir
voraus, dass Kinder das können und fragen uns, was ihr Verhalten eigentlich gerade soll. Und wenn
wir ihre Reaktion für übertrieben halten, müssen sie sich manchmal den einen oder anderen „alt
bewährten“ Spruch anhören. Können sich Kinder dann ernst genommen fühlen? Eher nicht.

Wie wäre es mit: „Du vermisst dein Kuscheltier ganz schön doll, das kann ich verstehen. Wir finden es
ganz bestimmt wieder. Komm, ich drück dich einmal und dann suchen wir gemeinsam.“ Oder:
„Autsch, du bist auf die Knie gefallen und es blutet. Und bestimmt hast du dich ganz schön
erschrocken! Da hast du nicht mit gerechnet. Komm, wir machen mal ein Pflaster drauf, dann wird es
bestimmt besser.“ Wie würden Sie sich dann an Stelle des Kindes fühlen?
Liebe Eltern, versuchen wir also beim nächsten Mal, die Gefühle der Kinder ernst zu nehmen, sie bei
der Problemlösung zu unterstützen und ihnen ihre Gefühle zuzugestehen. So ebnen Sie Ihrem Kind
den Weg, ihre Gefühle wahrzunehmen und mit ihnen umgehen zu können. Ist es nicht das, was wir
uns alle wünschen?

 

Ihr KitaTeam St. Johannes

Liebe Eltern, sicher kennen Sie Unmengen an Situationen, in denen Sie Entscheidungen treffen müssen und Sie
sich unsicher sind, wie viel Spielraum gut und richtig ist. Wo Sie Nein sagen sollen und dürfen und
was Sie erlauben können und was nicht. Und Frau Schmitt von nebenan, die Oma und die Cousine
sagen auch alle was anderes. Von diesen Unsicherheiten wissen wir und gerne möchten wir Ihnen
dazu ein Bild mitgeben, das Ihnen helfen könnte, für sich eine eigene klare Linie zu finden.
Denn das ist das Wichtigste! Egal, wie streng Sie sind oder wie viel Sie zulassen möchten: Für Ihr Kind
müssen die Grenzen klar abgesteckt und verständlich sein. Denn klare Regeln bieten so viel Positives!
Vergleichen wir diese Regeln mal mit einem Rahmen oder besser einem Haus! Innerhalb dieses
Hauses, dieser stabilen Wände haben Sie alle Möglichkeiten, sich frei zu bewegen, sich auszutoben
und zu entfalten. Sie können nach oben laufen und wieder zurück, neue Räume entdecken und
Erfahrungen sammeln. Dieses Haus, diese klare Struktur, wird Ihnen bei Unsicherheiten Schutz
bieten. Sie können sich beruhigt innerhalb der Räume ausruhen, sich anlehnen. Hier finden Sie
Zuflucht. Vielleicht versuchen Sie auch mal, auszubrechen und probieren es mit dem Kopf durch die
Wand. Sie werden feststellen: Das ist keine gute Idee. Das hat Konsequenzen, die Sie im Zweifel auch
noch ein paar Tage lang spüren werden je nach dem, wie heftig Sie gegen die Wand gelaufen sind.
Zu wissen, wo genau die Grenzen sind bietet Sicherheit und das schafft die beste Grundlage zur
SelbstSicherheit.
Ein Haus, das nicht aus stabilen Wänden besteht, bietet keinen Schutz. Hierher können Sie sich nicht
flüchten, wenn neue, ungewohnte Dinge auf Sie einprasseln. Es hat zwar Löcher zum Ausbrechen
aber genau an dieser Stelle könnte ja auch eingebrochen werden. Es bietet zwar auch Platz zum
Bewegen, aber es ist nie sicher, ob nicht doch eine Wand einstürzt. Durch diese Unsicherheit wird es
immer wieder passieren, dass Sie ausbrechen. Ausbrechen, um zu sehen, wie weit man gehen kann,
wo ein Ende oder eine Grenze ist. Oder um vielleicht auf das Loch aufmerksam zu machen.
Sie sehen, Regeln und Grenzen sind unerlässlich. Dabei kommt es nicht darauf an, alle Tätigkeiten der
Kinder zu regulieren und jede neue Idee durch ein Verbot oder eine Einschränkung auszubremsen. Im
Gegenteil! Denn Ihr Haus oder Ihre Wohnung besteht ja auch nicht hauptsächlich aus Wänden
oder? Wenige klare Regeln bieten Struktur und sind für Kinder, wenn sie begründet werden,
nachvollziehbar. Sie wissen, was sie dürfen und was nicht. Was natürlich nicht bedeutet, dass sich Ihr
Kind an alle Regeln halten wird. Manchmal müssen Regeln auch neu überlegt werden, wenn
Kinder älter werden oder wir feststellen, dass eine bestehende Regel eigentlich keinen Sinn (mehr)
macht. Es ist ja auch durchaus nicht unüblich, dass auch in uralten Häusern, die sich lange so bewährt
haben, wie sie sind, eine Wand eingerissen wird. Um einen Raum größer zu machen zum Beispiel,
oder um neue Möglichkeiten zu schaffen. Um Licht ins Innere zu lassen.
Liebe Eltern, wir hoffen, Ihnen mit diesem Bild vermitteln zu können, dass es nicht darauf ankommt,
wie viele Regeln Sie haben, sondern wie klar und verständlich Ihre bestehenden Regeln sind. So kann
Ihr Kind sich auf Sie und auf seine Umwelt verlassen, selbstsicher werden und sich innerhalb des von
Ihnen vorgegebenen Raumes bewegen, entfalten und entwickeln.

 

Ihr Kindergartenteam St. Johannes

Liebe Eltern, sicherlich kennen Sie den Spruch „Auch aus Stolpersteinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann
man etwas Tolles bauen.“ Was soll dieser Spruch bedeuten? Und was hat das mit unseren Kindern zu
tun?
Zwei kleine Bilder: Stellen Sie sich einen Weg vor, der immer geradeaus geht, endlos, keine Kurven,
keine unterschiedlichen Straßenbeläge, keine Schlaglöcher und keine Unebenheiten, gefegt und
gepflegt. Der Weg ist perfekt, es gibt nichts daran auszusetzen. Diesen Weg sollen Sie nun entlang
gehen. Überlegen Sie mal, was könnten Sie auf diesem Weg lernen? Was könnten Sie entdecken?
Worüber könnten Sie ins Grübeln geraten?
Ein anderer Weg: Geschwungen und gewunden, mit vielen Kurven, Umwegen, Löchern, Bäumen und
Blumen mitten auf dem Weg, mal sandig, mal lehmig, mal staubig, mal mit Pflastersteinen und mal aus
einer schlecht geflickten Teerdecke. Was könnten Sie hier entdecken? Kleine Tierchen, die auf der
Pflanze klettern, bunte Blütenfarben, vielleicht Vögel in den Bäumen, sie könnten feststellen, wie
unterschiedlich der Straßenbelag sich unter Ihren Füßen anfühlt und wie sich die Landschaft mit jeder
Kurve und jedem neuen Blickwinkel verändert. Und ja: Sie könnten stolpern, hinfallen. Merken, dass es
weh tut und überlegen, was Sie tun könnten, damit Ihnen oder jemand anderem nicht das Gleiche
passiert. Sie kommen ins Nachdenken, wie Sie die Schlaglöcher füllen könnten und experimentieren mit
Materialien, bis Sie zu einer Lösung gekommen sind.
Und jetzt übertragen wir diese beiden Bilder auf das Leben Ihres Kindes: Was kann ein Kind lernen, dem
alle Schwierigkeiten, alle Probleme, alle „Unwegsamkeiten“ des Lebens aus dem Weg geräumt werden?
Was kann es entdecken, welche Pläne kann es schmieden, wo kann es experimentieren? An welcher
Stelle kann es aus Fehlern und selbst getroffenen Entscheidungen lernen? Wann kann es seinen eigenen
Weg finden und gehen?
Kinder wollen und müssen ihre eigenen Erfahrungen sammeln, sie wollen nicht alles abgenommen
haben. Und auch wenn es uns schwer fällt, (weil wir schon vorher ahnen, dass es schief gehen wird) ist
es wichtig, dass Kinder lernen, eigene Entscheidungen zu treffen und deren Konsequenzen zu tragen.
Alles Vorwarnen, alle Weisheiten und Entscheidungen abnehmen von uns Erwachsenen helfen da nicht
weiter. Denn das kennen Sie doch auch: Was Ihnen einfach nur gesagt wird, behalten Sie schlechter im
Gedächtnis, als die Dinge, die Sie selbst erlebt haben, an denen Sie Anteil hatten, wo Sie mitbestimmen
konnten.
Liebe Eltern, diese Schlaglöcher, Stolpersteine und Unwegsamkeiten sind nicht (nur) wörtlich gemeint.
Sie können sie auf alle anderen Bereiche übertragen: Aufs Fahrradfahren lernen, aufs Freunde finden,
aufs Hausaufgaben machen und für den nächsten Test lernen, auf das Hantieren mit Werkzeug, das
selbstständige Brötchenkaufen und was immer Ihnen sonst einfällt. Nehmen Sie Ihrem Kind nicht alle
Entscheidungen und Schwierigkeiten ab, mutieren Sie nicht zum Packesel Ihres Kindes. Sehen Sie sich als
Begleiter, der bei allen Schwierigkeiten an der Seite des Kindes ist, der Halt gibt, wenn der Weg uneben
wird, der Trost spendet, wenn sich eine Entscheidung als ungünstig herausstellt, der motiviert, wenn es
schwierig wird, und mit dem Ihr Kind Spannendes entdecken und erleben kann. Wir freuen uns schon
jetzt auf die vielen Erfahrungen, die Ihr Kind beim Erkunden seines eigenen Weges machen wird!

 

Ihr KindergartenTeam St. Johannes